China: Der Energie-Moloch wird Öko



Es ist grau, heiß und stickig. Die futuristisch, anmutenden Gebäude ragen in den Himmel, wie hoch sie sind, ist kaum zu sagen, blockiert durch den dichten Smog. Die Kraft, sich durch die dunkle Suppe zu kämpfen, fehlt sogar der Sonne. Die Wohnung mit Atemschutzmaske zu verlassen, ist längst zum Alltag geworden, alles andere ist Wahnsinn. Ich spreche hier nicht von einer Kolonie auf der Venus oder den dystopischen Städteplaneten der Zukunft, sondern von den chinesischen Megacitys. Chongqing, Peking und Shanghai eins haben sie alle gemeinsam. Der Himmel ist bedeckt vom Smog und die Luft mit Feinstaub verschmutzt.

Chinas Volkswirtschaft hat den größten Anteil an der weltweiten Umweltverschmutzung. 9977 Millionen Tonnen CO2 Emissionen pumpte das Land 2013 in die Luft. Umso verwunderlicher ist es, dass China es geschafft hat das erste mal seit einem Jahrzehnt seine CO2 Emission zu senken. Ganze fünf Prozent weniger betrugen die CO2 Emissionen Chinas in den ersten vier Monaten 2015 im Vergleich zum Vorjahr. Ist das ein erster Schritt raus aus dem Smog? Wie sieht Chinas energiepolitische Zukunft aus? Finden neben Solarherstellern vielleicht auch bald Solaranlagen Platz in China?

Für China ist Wachstum kein Ziel sondern Zustand. Egal ob Wirtschaft, Bevölkerung, die Volkswirtschaft in Ostasien kennt nur eins – Wachstum. Ähnlich sieht es auch mit Chinas Energiebedarf aus. Von 1990 bis 2008 ist dieser um 146 Prozent gestiegen. 2008 reihte man sich mit seinem Energiebedarf noch auf Platz 2 hinter der USA ein. Doch bereits 2013 konnte man diese weit hinter sich lassen. 2013 verbrauchte China Strom im Wert von 5,3 Petawattstunden. Dieser Strombedarf ist gigantisch. Zum Vergleich, die USA verbrauchte im selben Jahr auf Platz zwei "nur" 3,8 Petawattstunden. Um den chinesischen Energiebedarf zu decken, halten als Hauptenergieträger fossile Energieträger und Kernkraft her. Im Laufe der letzten zehn Jahre verdoppelte sich der Bedarf an Erdöl, der Kohleverbrauch stieg um das Dreichfache. Doch die eigenen Ressourcen des 9,5 Millionen Quadratkilometer großen Landes reichen kaum aus, um den extremen Energiebedarf zu stillen.

Chinas Stützpfeiler sind Kohle und Kernkraft

Bereits seit 1993 reicht das chinesische Ölvorkommen nicht mehr aus. Mehr als die Hälfte des Erdölbedarfs wird importiert. Gasvorkommen werden zwar seit den 90er Jahren systematisch erschlossen, doch auch hier wird fleißig aus Russland und Zentralasien importiert. Zwischen 2006 und 2011 stiegen die Importe für Gas um das vierzigfache. Chinas entscheidende Stützpfeiler sind Uran und Kohle. Mit dem drittgrößten Kohlevorkommen und 50 geplanten und 27 im Bau befindlichen Atommeilern, versucht China sein Strom Moloch zu großen Teilen zu stillen.

Dieser Energiehunger hat Folgen. Zwar wächst die Wirtschaft, doch gleichzeitig laufen die Kosten der Umweltverschmutzung aus Kohle, Erdöl und Sonderwirtschaftszonen denen Gewinnen der Wirtschaft den Rang ab. Der Fünfjahres Plan, mit dem in China die zentralen wirtschaftlichen Entscheidungen strukturiert werden, braucht neue Zielsetzungen… und sie kamen.

Steuerliche Sonderregelungen, finanzielle Anreize sowie regulatorische Vorgaben bilden die Grundlage, um das Ziel von 11,4 Prozent erneuerbaren Energien im Energiemix bis 2015 zu erreichen. 2020 will man insgesamt eine Leistung von 200 Gigawatt aus erneuerbaren Energien erzeugen, was so viel ist wie die Leistung von 300 Kohlekraftwerken. Die Anreize zahlen sich aus. Der Markt für erneuerbare Energien in China ist nach einem Index der Managementberatungs Firma Ernst & Young der attraktivste der Welt. 2012 war China das Land mit den größten Investitionen in die erneuerbaren Energien. An allen Ecken fördert China die erneuerbaren Energien im eigenen Land. Windkraftwerke schießen aus dem Boden und haben heute 300-Fach höhere Kapazitäten als 2004. Photovoltaikanlagen tanken mittlerweile das 20-fache an Sonnenenergie im Vergleich zu 2010 und überholten den bisherigen Spitzenreiter Deutschland und in Sachen Wasserkraft kann China mit dem Drei-Schluchten-Damm das größten Mammut Projekte der Wasserkraftwelt vorweisen, ungeachtet der gesellschaftlichen Folgen und Konflikte.

Stromerzeugung aus Kohle ist essentiell für China

Doch die chinesischen Ziele wanken. Auch wenn die Kapazitäten bereitstehen und die Möglichkeiten geben sind, gibt es zwei zentrale Probleme. Die Stromerzeugung aus Kohle ist nach wie vor essentiell für China und extrem kostengünstig, gleichzeitig ist das Netz in China schlecht ausgebaut und sehr ineffizient. Strom von Windanlagen aus der Mongolei erreichen kaum den bevölkerungsdichten Osten von China. Die Konsequenz daraus ist, dass theoretisch 30 Prozent der Energie aus erneuerbaren Energien erzeugt werden könnte, aber tatsächlich nur 10 Prozent genutzt werden.

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Auch wenn die CO2 Emissionen in den ersten vier Monaten 2015 im Vergleich zum Vorjahr gesunken sind, wird angenommen, dass bis 2030 die CO2 Emissionen jedes Jahr um weitere 1,1 Prozent steigen werden, in Relation zu dem erwartenden steigenden Energieverbrauch von 60 Prozent zwar ein Fortschritt. Dennoch mit einem Anteil von 26 Prozent an den weltweiten Kohlendioxid Emissionen trägt China einen entscheidenden Teil an der Umweltverschmutzung bei. Eine weltweite Energiewende funktioniert nur mit China.