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Vor 200 Jahren entstanden die ersten Keimzellen des Gasnetzes: städtische Versorgungsleitungen, die für Straßenbeleuchtung sorgen sollten. Die ersten Gaslaternen wurden im Jahre 1807 in London in Betrieb genommen. Die erste deutsche kommunale Gasanstalt wurde 1828 in Dresden gebaut. Die Leipziger Gasanstalt, die am 04.09.1838 in Betrieb genommen wurde, war die erste technisch ausgereifte größere Anlage in Deutschland. Sie konnte industriell nachgebaut werden und war Prototyp für mehr als 600 Anlagen, die in den nächsten drei Jahrzehnten deutschlandweit entstanden.
Damals wurde Gas fast ausschließlich zu Beleuchtungszwecken benutzt und lokal produziert. Die städtischen Gasnetze verbanden die Gaserzeuger direkt mit den Endverbrauchern. Die Gasnetze wurden von den Städten und Gemeinden erbaut und gewartet. Die meisten deutschen Städte haben erst während der letzten 40 Jahre ihre Gasbeleuchtung durch elektrische Lampen und das Stadtgas durch Erdgas ersetzt.
Dafür hat sich Gas als Hauptenergieträger in vielen städtischen Haushalten etabliert, auch wenn es dort nicht mehr als Lichtquelle, sondern vorrangig zum Heizen und Kochen dient. Damit hat sich Gas von einem Produkt der kommunalen Selbstversorgung zu einem Handelsgut gewandelt, das von Privatkunden nachgefragt wird. Auch zur Stromerzeugung spielt es eine zunehmende Rolle.
Diese dezentrale und ungeplante Entstehungsgeschichte der europäischen Gasnetze hat zu der heute beklagten unübersichtlichen und ungleichmäßigen Struktur der Gasnetze und Gasversorger geführt. Noch heute gibt es ca. 700 Gasnetzbetreiber in Deutschland. Die meisten sind Stadtwerke oder andere lokale Energieversorger, die den Verbrauchern neben Gas in ihrem Netzgebiet auch Wasser und Elektrizität liefern.