LNG könnte der Befreiungsschlag sein
Am heutigen ersten September ist Bundeswirtschaftsminister Jürgen Glos in Melkoya / Norwegen und besucht eine Anlage zur Erdgasverflüssigung (LNG-Gas). Daran ist eigentlich nichts Besonderes, aber es ist nur das letzte Beispiel für eine Trendwende, die die ganze Regierung erfasst hat. Ist verflüssigtes Erdgas die Lösung für die deutschen Gasimporte?
Minister Glos sagt in Norwegen: "Die Produktion von verflüssigtem Gas (LNG) auf Melkoya eröffnet dem Gasmarkt den Zugang zu neuen Ergasvorkommen. Wie wichtig vielfältige Bezugsquellen für Erdgas sind, zeigt aktuell der Konflikt in Georgien. Zudem sorgt Liefererantenvielfalt für mehr Wettbewerb." In letzter Zeit ist die deutsche Energiepolitik unter Beschuss gekommen. Der größte Erdgaslieferant, Russland, ist seit 35 Jahren zuverlässiger Lieferant für den größten Teil des deutschen Erdgases. Trotzdem mehren sich seit dem Russisch-Ukrainischen Gasstreit 2001, als Russland der Ukraine wegen eines fehlenden Vertrages kurzerhand den Gashahn zudrehte, die Zweifel an dem Lieferanten. Und der russisch-georgische Krieg fürhrte dem Westen deutlich vor Augen, wie hart Russland zuschlagen kann.
Doch es ging den Deutschen wie dem Hasen und dem Igel: Wo auch immer sie Gas kaufen wollten, waren die Russen schon vor ihnen da. Der spektakulärste Deal war sicherlich das Angebot des russischen Gaskonzerns Gazprom an Libyen, die gesamten Erdgasvorräte des Landes zu 100% aufzukaufen. Damit wären Lieferungen aus Nordafrika wieder von russichem Wohlwollen abhängig.
Die LNG-Aktvitäten der Regierung sind denn auch die Folge von Planung, andererseits jedoch das Eingeständnis, dass es anders nicht mehr geht. Glos' Besuch in Norwegen mit anschließenden Verhandlungen über die Lieferung von verflüssigtem Erdgas ist denn das bislang letzte Zeichen für einen Wandel. Am Wochenende gab die Regierung überraschend eine umfangreiche Energiepartnerschaft mit Nigeria bekannt. Der Deal in Kürze: Deutsche Firmen sanieren das nigerianische Stromnetz, bezahlt wird dafür ab 2014 mit LNG.
LNG hat den entscheidenden Vorteil, dass es leichter und flexibler transportiert werden kann. Die bislang normale Liefermethode ist das Pumpen des Erdgases über ein langes Pipelinenetz. Eine Pipeline ist teuer und braucht von der Planung bis zur ersten Lieferung Jahre. Und: Man ist an einen Lieferanten gebunden.
Bei LNG wird Erdgas in einem aufwendigen Verfahren verflüssigt und kann dann in Tankschiffen geladen werden. Diese Tanker entladen ihr Erdgas an speziellen LNG-Terminals, wo es wieder in den gasförmigen Zustand umgewandelt und ins Leitungsnetz eingespeist wird. Das macht die Lieferungen flexibler, aber auch teurer. Doch bei den derzeitigen Energiepreisen lohnt es, hier zu investieren. Außerdem führt die Konkurrenz zu anderen Lieferanten dazu, dass auch auf der Lieferantenseite Wettbewerb herrscht.