Erdgas: Langfristige Sicherheit gefährdet?
Die Gasversorgung ist langfristig noch nicht gesichert, obwohl die finanziellen Erlöse für die Förderländer stark gestiegen sind. "Das kommt nicht nur aus einem gestiegenen Bedarf, sondern auch aus einer verspäteten Erhöhung der Lieferungen", konstatierte Nabuo Tanaka, Executive Direktor der Pariser Internationalen Energieagetur (IEA). "
"Unsicherheiten über künftige Investitionen, Kostensteigerungen und Lieferverzögerungen bilden eine Unsicherheit bei der langfristigen Liefersicherheit." All diese Faktoren werden durch die aktuelle Finanzkrise noch verstärkt, meint Tanaka. Investitionen in neue Felder oder Techniken werden dadurch noch schwieriger.
Ein weiterer führender Mitarbeiter der IEA, Ian Cronshaw, identifizierte ebenfalls ein Mißverhältnis zwischen der steigenden Gasnachfrage und geringen Investitionen. Zwar seien aktuelle Projekte gut im Plan, aber vor allem die zu geringen Investitionen in LNG machten ihm Sorgen. LNG, verflüssigtes Erdgas, ist leichter zu transportieren und macht die Energieverbraucher-Länder unabhängiger von den Lieferanten. Zur Zeit gäbe es laut Cronshaw keine Investitionen in LNG über 2012 hinaus. Das liege vor allem an den extrem gestiegenen Förderkosten für neue Gasfunde.
Zur Knappheit des Erdgases könnte weiterhin ein Umstand beitragen, der auf den ersten Blick erstaunlich scheint. Eben die gestiegenen Einnahmen der Förderländer führten eventuell zu einer weiteren Verknappung der Gas-Exporte. Doch durch die gestiegenden Einnahmen wächst auch das Bruttosozialprodukt in den Förderländern, es geht ihnen besser. Dadurch steigt auch der eigene Verbrauch, so dass weniger Erdgas in den Export geht.
In Europa ging der Gasverbrauch im ersten Halbjahr 2008 wegen des guten Wetters zurück - aber nur, um im zweiten Halbjahr um 8% zu steigen. Allein Spanien kam trotz Wirtschaftsflaute auf eine Steigerung um 20%.
Vorhersagen prophezeihen deshalb, dass zumindest kurz- und mittelfristig mehr in LNG investiert werden sollte. In Europa soll LNG einen Marktanteil von 20% erreichen. Auch in den USA, wo die einheimische Gasförderung 90% des Verbrauches ausmacht, wird sich LNG durchsetzen.