Maßgeschneiderte Lösungen für Europa

Trotzdem beginnt sich auch in Polen und im restlichen Europa eine Aufbruchstimmung breitzumachen. „Überall in Europa steckt Erdgas in den Poren unterschiedlicher Gesteine“, sagt Gasexperte Schulz. „Wir wollen herausfinden, wie man es am besten austreibt.“ Gleich mehrere große Forschungsprojekte beschäftigen sich mit diesem Thema, teils von der Industrie finanziert, teils von der öffentlichen Hand unterstützt. Denn in Europa gibt es ein weiteres Problem, das in den USA so nicht auftritt: Die gashaltigen Schichten bestehen mitnichten alle aus dem gleichen Gestein. „Jede Bohrung und jede Stimulation durch Fracs müssen für die angetroffenen geologischen Bedingungen optimiert werden“, fasst es Bernhard Cramer, Wirtschaftsgeologe bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in „bild der wissenschaft“ zusammen.

Dennoch - die Kosten für importiertes Gas sind hier mittlerweile so hoch, dass der große Aufwand immer lohnenswerter erscheint, auch wenn zwei wichtige Fragen noch nicht geklärt sind: Wie viel Erdgas ist in den unkonventionellen Lagerstätten gespeichert? Und wie viel davon lässt sich auch wirklich fördern? Laut einer Schätzung der Internationalen Energieagentur sind die Ressourcen beträchtlich. Ohne das Gas aus dem Gestein reichen die Vorräte demnach noch 130 Jahre, mit den Reserven aus Europa und Asien immerhin 250. Bevor der Schatz in großen Stil geborgen werden kann, werden jedoch wohl noch mehrere Jahre ins Land ziehen. Nur in Ostfriesland, nahe der Stadt Leer, hat die Zukunft schon begonnen: Dort wird bereits seit 2006 Gas aus Sandstein geholt.
(dapd/wde/esc /1)