Krise in Nahost: Keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Gaspreis

Nicht nur für Öl, sondern auch für Gas ist die Region um den Persischen Golf von großer weltwirtschaftlicher Bedeutung. Eine Verschärfung der dortigen Krisen führt daher regelmäßig zu der Frage nach steigenden Gaspreisen. Wird Gas demnächst wieder teurer, nachdem der Gaspreis in den letzten Jahren gesunken ist?
 
Neue Eskalation im Nahen Osten: Saudi-Arabien und Iran brechen diplomatische Beziehungen ab. Was als regionale Krise beginnt, ist in Zeiten der Globalisierung wenig später auch bei uns spürbar. Beide Länder – zusammen mit den benachbarten Emiraten und Katar – zählen zu den weltweit größten Gasförderländern und Gasexporteuren. Grund genug der Frage nachzugehen, inwieweit sich diese Krise auf den Gaspreis in Deutschland auswirken kann.
 

Wo wird das Gas gefördert, dass in Deutschland verbraucht wird?

 
Der überwiegende Teil des in Deutschland genutzten Gases stammt aus Russland, Norwegen und den Niederlanden. Also aus Regionen, die per Pipeline nach Deutschland angebunden sind. Ein kleiner Teil wird per Schiff importiert. Dieses Gas wird jedoch hauptsächlich in Nordafrika gefördert. Hinzu kommt, dass bspw. Saudi-Arabien zwar viel Gas fördert, dies jedoch zum größten Teil selbst verbraucht. Als Exporteur also keine Rolle spielt. So besitzen Gasimporte aus dem Nahen Osten bisher quasi keine Bedeutung. 
 
Einige Hoffnungen ruhten auf dem Ende des Wirtschaftembargos gegen den Iran. Dank günstiger Förderbedingungen am Persischen Golf und dem relativ günstigen Transport per Tanker sollte iranisches Gas mittelfristig an Bedeutung gewinnen. Dies hätte zu einem sinkenden Gaspreis führen können. Diese Hoffnungen dürften jedoch erst einmal verschoben werden.
 
Neben den Exporten deckt die deutsche Gasförderung rund 10% des nationalen Verbrauches ab.
 

Gibt es mittelbare Effekte aufgrund geringerer Fördermengen?

 
In einer globalisierten Welt kann der Ausfall einzelner Gasexporteure zu einer Erhöhung der Gaspreise führen. Wie beschrieben besitzen Saudi-Arabien und Iran (aufgrund des Embargos) derzeit keine größeren Marktanteile am Gasexport. Der kleinere Golfstaat Katar befindet sich jedoch unter den größten Gasexporteuren der Welt. Eine Beeinträchtigung dieser Exporte müsste durch andere Förderländer aufgefangen werden. Was diese dann zu einer Anhebung der Gaspreise bewegen könnte. Insbesondere der teilweise monopolistische Markt (Russland, Turkmenistan, Algerien etc) würde hierzu beitragen.
 
Allerdings ist der Gaspreis für den überwiegenden Teil der Verbrauchsmenge über längerfristige Lieferverträge abgesichert. Lediglich der Teil, der tagesaktuell an der Börse gehandelt wird, ist überhaupt für kurzfristige Preisanstiege „geeignet“.
 

Ölpreisbindung könnte Gaspreise antreiben

 
Unmittelbare Auswirkungen auf den Ölpreis sind wahrscheinlicher, da auch der Bedarf Deutschlands zu einem größeren Teil aus Nahost abgedeckt wird.  Auch wenn die sog. Ölpreisbindung des Gaspreises in den letzten Jahren an Bedeutung verloren hat, zeigt sie jedoch noch in einigen Gaslieferverträgen zwischen Gasförderern und -abnehmern ihre Wirkung. Sollte daher der Ölpreis aufgrund der eskalierenden Krise steigen, dürfte auch ein Anstieg des Gaspreises zu erwarten sein.
Derzeit befindet sich der Ölpreis jedoch auf Tiefstständen, so dass hier keine abrupte negative Veränderung zu erwarten ist. Gerade die Ölpreispolitik der Golfstaaten, die auf weniger wettbewerbsfähige Konkurrenten mit Niedrigpreisen reagiert, sichert heute auch den Gaspreis ab.
 
Fazit: Kurzfristig dürfte es für den Verbraucher keine Preiserhöhungen geben. Der Einkaufspreis des Gases für den Verbrauch der nächsten Jahren steht für den überwiegenden Teil fest. Langfristige Lieferverträge, aber auch Börsenkontrakte über die nächsten 2-3 Jahre sind bereits „gefixt“. Längerfristig könnten die Gaspreise auch in Deutschland steigen, wenn parallel der Ölpreis ansteigt. 
 
 

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